2018/03/03, Tag 1.006 (2a 9m 2d),
Teilstrecke: 80,6 km,
Gesamtstrecke: 14.984,0 km

Am 28. Februar hatte der Wirt unseres Frühstückslokals in Chennai gesagt, er wolle für uns nach dem Zeitungsartikel suchen, in dem er über uns gelesen hatte. Als wir am nächsten Tag zum Mittagessen zurückkehrten, teilte er uns enttäuscht mit, er habe den Artikel nicht mehr gefunden (wahrscheinlich hat die Zeitungsseite als Verpackung für ein paar Idlis oder Vadas ihre Bestimmung gefunden). Wir hatten vorsorglich das Foto mit dem Artikel aus dem DAILY THANTHI vom 23. Januar auf unser Tablet kopiert. Als wir das dem Wirt zeigten, bestätigte er, dass das der Artikel sei, den auch er gelesen habe.

Heute kamen wir endlich wieder zum Radfahren, nachdem wir es in der Bilderbuchlandschaft von Sri Lanka oft genug bedauert hatten, die Fahrt nicht an den schönsten Stellen unterbrechen zu können – nun ja, während der letzten drei Tage auf der Insel wäre das Fahren während der vielen Regenschauern vielleicht doch nicht so erstrebenswert gewesen. So sehr wir uns aufs Fahrradfahren freuten, hatten wir vor der Fahrt durch Chennai – wie auch vor der in jeder anderen Großstadt – großen Respekt. Unsere Etappe begannen wir heute bereits um 6:30 Uhr und konnten damit wenigstens der morgendlichen Rushhour in der Stadt entgehen. Es ist immer aufregend, sich im dichten Verkehr auf den mehrspurigen Straßen, in Kreisverkehren und bei Spurwechseln im Konkurrenzkampf gegen Motorroller, Motorrikschas, Autos, Busse und Laster zu behaupten. Vermittelt man den Eindruck, rücksichtsvoll und umsichtig zu fahren, wird dies als Schwäche ausgelegt, die gnadenlos ausgenutzt wird. Kühen und alten Menschen z. B., die ohne auf den Verkehr zu achten auf die Straße treten, wird ausgewichen (anfangs hatten wir uns noch gewundert, wie sie bei diesem Verhalten so alt werden konnten). Auf denjenigen jedoch, der vor dem Versuch, eine Straße zu überqueren, ängstlich nach rechts und links blickt, wird in der Gewissheit zugehalten, dass er den Fuß, den er auf die Straße zu setzen wagt, mit Sicherheit schnell wieder zurückzieht. Entsprechendes passiert Radfahrern, die sich umsehen, bevor sie versuchen, die Spur zu wechseln. Wir hoffen, uns gelingt inzwischen die Abwägung zwischen erforderlicher Vorsicht und dem selbstbewussten Auftreten, das andere Verkehrsteilnehmer nicht verleitet, sich rücksichtslos uns gegenüber und uns damit gefährdend zu verhalten.

Wir freuen uns, dass wir nicht in einer Stadt wie Chennai mit dem Fahrradfahren in Indien beginnen mussten. Der endliche Adrenalinspeicher hätte niemals für die knapp 25 km gereicht, die wir fahren mussten, bis wir den dichtesten Stadtverkehr hinter uns lassen konnten. Dann nahm die Verkehrsdichte etwas ab, teilweise waren sogar Seitenstreifen vorhanden. Ein leichter Rückenwind, der meist gute Belag der kreuzungsarmen Straßen und der ebene Streckenverlauf sorgten für ein zügiges Fortkommen durch eine leider etwas eintönige Landschaft, so dass wir unser Tagesziel nach etwa 80 km bereits zur Mittagszeit erreichten.

Durch das frühe Aufbrechen kamen wir nicht mehr in den Genuss des Hotelfrühstücks, sondern mussten uns mit ein paar am Vorabend besorgten Bananen und leckeren Linsenbratlingen begnügen. Gegen 10:00 Uhr wollten wir das Frühstück nachholen. Vom Wirt des Lokals, das wir dazu aufsuchten, konnten wir erfreut vernehmen, dass sogar bereits Masala Dosas angeboten wurden. Dass diese hervorragend schmeckten, bestätigten wir dem Wirt, der über das Lob sichtlich erfreut war. Er meinte, wir sollten seine Idlis probieren, die würden noch viel besser schmecken. Als wir ablehnten, da wir bereits satt waren, ließ er es sich nehmen, uns dennoch zwei von seinen Kunstwerke zu reichen. Tatsächlich waren es die luftigsten und wohlschmeckendsten Idlis, die wir bisher gegessen hatten. Vielleicht liegt es ja tatsächlich daran, dass, wie er er stolz behauptete, diese Qualität nur durch händisches Kneten des Teiges und den Verzicht auf jegliche Treibmittel zu erreichen sei. Wie so oft stellten wir fest, dass fast alle Gaststättenbetreiber (zu Recht) stolz auf ihre Produkte sind und entsprechend dankbar sind für die Anerkennung ihrer Kunst.

Aufnahmedatum 03/03/2018

Die Service-road neben dem NH5 in einer eintönigen Landschaft

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Die monumentale Figur auf dem Gelände eines Hanuman-Tempels

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Unterkünfte

22.02.2018 13:50
22.02.2018 13:50
28.02.2018 01:10
28.02.2018 01:10
03.03.2018 12:37
03.03.2018 12:37
14.03.2018 13:38
14.03.2018 13:38