Heute wollten wir nur eine kurze Etappe bis Cochin fahren. Von dort wollen wir aus Indien aus- und wieder einreisen, was unser Visum nach 90 Tagen ununterbrochenen Aufenthalts in Indien verlangt. Nach 8 km, auf einer sehr schmalen Brücke, auf der der Verkehr ampelgesteuert nur abwechselnd jeweils in einer Richtung fahren darf, versuchte ein Busfahrer, Diez zu überholen. Dagmar fuhr einige Meter hinter dem Bus und konnte den Vorgang verfolgen. Zunächst drängte der Bus Diez an die Begrenzungsmauer der Brücke. Als der Platz dann zu eng wurde, stürzte Diez und überschlug sich mit einem Salto nach hinten. Schleifspuren über die Länge des Busses zeugen vom innigen Kontakt. Den Rest gab ihm jedoch der Rahmen des hinteren Zustiegs. Wie die Gabel an der dortigen Kante in Kopfhöhe Schäden hervorrufen konnte, kann nicht mehr rekonstruiert werden. Mit lautem Knall platzte der Reifen des Vorderrades, als der Bus mit einem Hinterrad über ihn fuhr. Als Dagmar den Unfallort erreichte, war Diez schon wieder aufgestanden. Das Gepäck war verstreut, der Inhalt seiner Fronttasche, Portemonnaie, Kamera usw. lagen weit über die Straße verstreut. Dagmar lief sofort dem Bus hinterher, der hinter der Brücke angehalten hatte. Dank der Ehrlichkeit der Inder ging nichts aus der Tasche verloren.
Noch bevor Diez den Unfallort fotografieren konnte, drängten andere Verkehrsteilnehmer auf die Räumung der Unfallstelle. So fanden wir uns nach wenigen Minuten mit einem kaputten Rad, allen Gepäckstücken und einem glücklicherweise nur leicht lädierten Diez am Rand einer Baustelle hinter der Brücke wieder. Hier bemerkte Dagmar, dass Diez Vorderrad fehlte. Es war wären des Unfalls aus der Vorderradgabel gerissen worden. Wir fanden es unter der Brücke wieder.
Die Ankunft der Polizei, auf deren Hinzuziehung Diez energisch bestanden hatte, zog sich hin. Diez nutzte die Zeit zur Dokumentation der Schäden am Rad und seiner Verletzungen. Die Fahrgäste des Busses waren inzwischen umgestiegen und weiterbefördert worden. Die Polizei bestimmte, dass wir uns zur Protokollierung des Unfalls in der Polizeiwache treffen müssten. Die Räder und das Gepäck wurden in den Bus des Unfallgegners verfrachtet und gelangten so zur Wache. Dort war man sehr freundlich doch es dauerte lange, bis alle Formalitäten erledigt waren.
Anschließend stellte sich für uns die Frage, wie wir nach Cochin kommen würden, da Diez‘ Rad noch nicht einmal geschoben werden konnte und nur noch eine Tasche am Rad befestigt werden konnte. Die Haken der anderen waren von den Taschen gerissen worden und der jeweilige Befestigungsmechanismus ist jetzt unbrauchbar. Eine Lösung war schnell gefunden: Der Bus des Unfallverursachers fungierte auch jetzt wieder als Großraumtaxi und brachte uns die restlichen ca. 15 km zum Fähranleger, von dem wir zur Halbinsel mit Fort Cochin übersetzen wollten. Fort Cochin ist vom Norden nur mit dieser Fähre oder über einen großen Umweg mit zahlreichen Brücken zu erreichen. Wieder standen wir vor dem Problem, unsere Sachen (Dagmars Rad, fünf einzelne, schwere Gepäckstücke, Diez‘ Rad und sein Vorderrad) im Strom der anderen Passagiere zu transportieren und zusammenzuhalten. Auch hier ließen uns der Busfahrer und seine zwei Begleiter nicht im Stich und brachten uns und unser Gepäck bis zu einem Hotel, das Diez aussuchte, während der Rest des kleinen Trupps mit unserem Gepäck und den Rädern am Fähranleger wartete.
In der Unterkunft fanden die Räder in einem eigenen Zimmer Platz, das uns solange kostenlos zur Verfügung steht, wie es nicht vermietet werden muss, wenn alle anderen Zimmer belegt sind. Nach einer Dusche und einem Besuch in einer Klinik konnten wir das erste Mal erleichtert durchatmen. Diez‘ Verletzungen beschränken sich auf Prellungen und Abschürfungen.
Aufnahmedatum 19/11/2017
Zu eng, um von einem Bus überholt zu werden Wo?Nach Rechtsklick
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