Es ist kein Regen angekündigt und so werden wir wahrscheinlich morgen weiterfahren. Etwas schlechter ist die Prognose für die Region hinter dem Pass. Die Wolken scheinen sich an der Bergkette auf laotischer Seite abzuregnen. Möglicherweise werden wir noch diesseits der Grenze auf besseres Wetter warten müssen.
Am Sonntagmorgen unterhielten wir uns mit dem Betreiber eines kleinen Lokals, in dem wir wiederholt gegessen hatten. Er lud uns ein, an einem zwanglosen Treffen junger Leute in einem Café teilzunehmen. Man trifft sich, um Englisch zu sprechen und freut sich über jeden Englisch sprechenden Gast.
Im Café trafen wir auf eine Gruppe von gut 25 meist jungen Leuten. Sofort drehte sich das Gespräch um Themen wie die Länge unseres Aufenthaltes in Vietnam, welches unsere bevorzugten Speisen sind und wie oft wir das Land schon besucht haben. Selbstverständlich mussten wir auch von unserer Reise mit dem Rad berichteten. Doch auch Frau Merkels Flüchtlingspolitik, die Möglichkeit eines Studiums in Deutschland oder das Gesundheitssystem in Deutschland wurden thematisiert. Diez unterhielt sich längere Zeit mit einer Englischlehrerin, deren ungewöhnlich gutes Englisch uns überraschte und einem Arzt, der ein eigenes Hospital leitet. Die äußerst sympathische Lehrerin erzählte, dass sie Vietnam noch nie verlassen habe und über das Internet, englische Literatur und englische Hörbücher ihr Englisch vervollkommnet habe. So verging die Zeit wie im Flug und wir wurden von dem Arzt zum Abendessen eingeladen. Im Auto unseres Gastgebers erreichten wir ein einfaches, großes Lokal, in dem uns Aalsuppe, für die Vinh berühmt ist, serviert wurde. Sie schmeckte ausgezeichnet. Wir bekamen einen kleinen Eindruck von der vietnamesischen Gastfreundschaft und erahnen den Stellenwert des gemeinsamen Essens. Unsere Englischlehrerin gesellte sich mit Kind und Ehemann dazu und wir waren eine entspannte, lustige Runde. Man trinkt selbstverständlich Bier zum Essen, leider in der amerikanischen Variante: mit Eiswürfeln gekühlt.
Nach vielen Fotos und einer warmherzigen Verabschiedung wurden wir zum Hotel zurückgefahren, nicht ohne vorher zum Karaoke eingeladen worden zu sein. Wir lehnten dankend ab, denn wer einmal in Südostasien von außen an einer solchen Veranstaltung vorbeigekommen ist, der weiß, in welcher Lautstärke so etwas abläuft. Wir staunen immer wieder über die großen und aufwändig gestalteten Karaoke-Hallen. Dieses Freizeitvergnügen erfreut sich aus uns nicht nachvollziehbaren Gründen in Südostasien großer Beliebtheit. Wir haben bereits gemutmaßt, dass es eine Art Mutprobe ist, die man besteht, wenn man sich vor einer möglichst großen Menschenmenge maximal blamiert.
Zurück in unserem Hotelzimmer waren wir ziemlich erschöpft, denn mehrere Stunden konsequent Englisch zu sprechen ist zumindest für Dagmar noch anstrengend. Im Vergleich zum Beginn unserer Reise unterhält sie sich jedoch bedeutend lockerer und flüssiger.
In Laos, Kambodscha und Thailand wird mit Zeichen geschrieben, für die wir den Begriff „Kringelschrift“ verwenden. Das mag sich abfällig anhören, wird von uns jedoch nicht mit dieser Wertung verwendet. Wir sind uns bewusst, dass die meisten hier verwendeten Schriftsysteme auf dem Sanskrit basieren, das bereits etwa 1.500 v. Chr. entstanden sein soll. Bei uns ruft so etwas Bewunderung hervor. Die französischen Kolonialherren haben in Vietnam eine auf lateinischen Buchstaben basierende Schrift eingeführt. Wir hofften, es in Vietnam dadurch leichter zu haben, vietnamesische Wörter lesen und aussprechen zu können. Das war ein Irrtum. Nachdem man uns meist nicht verstand, wenn wir die Wörter unter Missachtung der diversen Akzente so aussprachen, wie wir das auf Deutsch gemacht hätten, vermuteten wir, dass unser Fehler in der Missachtung der Akzente zu suchen war. Ein Blick auf die vietnamesische Android-Tastatur offenbarte die vielfältigen Aussprachehinweise, die durch die Akzente definiert werden. Beispielhaft sind die 17 Varianten des Buchstabens „a“ dargestellt.
Das zur Kenntnis nehmend, haben wir es aufgegeben, geschriebene vietnamesische Wörter richtig aussprechen zu wollen. Es bleibt auch in Vietnam wie in den „Kringelschrift“-Ländern dabei, dass wir nur relativ wenige Worte lernen und verwenden können.
Aufnahmedatum 27/03/2019
Aufnahmedatum 30/03/2019
Hier haben wir gerne unser abendliches Bia hơi getrunken Wo?Nach Rechtsklick
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Aufnahmedatum 31/03/2019
Aufnahmedatum 01/04/2019