Einer unserer Reiseführer für Sri Lanka empfiehlt, die Strände in der Umgebung Trincomalees zu besuchen. Am letzten Samstag folgten wir diesem Rat mit einem Besuch von Nilaveli Beach. Der Ort liegt etwa 12 km nördlich von Trincomalee und ist mit lokalen Bussen zu erreichen. Von unserer Unterkunft war es zum Busbahnhof nicht weit und die Busse fahren in kurzen Abständen. Wir hatten Glück und konnten die letzten beiden freien Plätze besetzen. Die Abfahrt verzögerte sich, sodass kein Fahrtwind Feuchte und Temperatur im Innern des ohne Klimaanlage und Ventilatoren ausgestatteten und in der Sonne stehenden Buses senkte. Die Lage verschärfte sich mit jedem weiteren zusteigenden Fahrgast. Auch nach Beginn der Fahrt hatte der Schaffner großen Erfolg damit, immer weitere Fahrgäste in den Bus zu quetschen. Schaffner in indischen Bussen verkaufen Fahrkarten und versuchen, jeden am Straßenrand erspähten potentiellen Passagier zur Mitfahrt zu animieren – unabhängig davon, wie voll der Bus bereits ist. Zur Not müssen die Sitzplatzpassagiere zusammenrücken (auf den Knien anderer Passagiere ist ja zumindest für jüngere Mitfahrer noch Platz, der nicht ungenutzt bleiben darf) und stehende Passagiere werden aufgefordert, dadurch Platz freizugeben, dass sie ihr Gepäck in die Gepäckablagen legen; der Platz von ein bis zwei Handtaschen kann schließlich durch einen zahlenden Passagier ersetzt werden. Wir sind schon oft in asiatischen Ländern Bus gefahren, aber diese Fahrt erschien uns trotz der Sitzplätze, als die unbequemste. Permanent mussten wir jeden Kubikzentimeter Luftraum über unserem Platz gegen die aus dem Gang hereinquellenden Oberkörper, Arme, Hände, Gepäck- und Kleidungsstücke verteidigen. Dazu dröhnte Indien-Pop aus qualitativ schlechten Lautsprechern. Wir waren froh, nach kurzer Strecke Niaveli erreicht zu haben und es gelang uns sogar, uns zum Ausgang durchzukämpfen.
Nilaveli ist ein typischer Urlaubsort mit Unterkünften und Resorts in Strandnähe. Der Strand erstreckt sich über etwa 5 km und vermittelt ein wenig Südseefeeling. Man kann Tauchen, Schnorcheln, Fischen oder Delfine und Wale beobachten – oder einfach nur am Strand liegen und Baden. Für Menschen, die so ihren Urlaub verbringen möchten, scheint dies ein geeigneter Ort zu sein. Vielleicht liegt es daran, dass im Februar noch mit Regen zu rechnen ist, dass wir nur zwei andere Touristen sahen.
Für die Rückfahrt wählten wir nach den Erfahrungen der Hinfahrt eine Motorrikscha, welche uns für etwa 3 € zum Hotel brachte. Am Abend nutzten wir die sich nach langer Zeit jetzt erstmals wieder bietende Gelegenheit zum Baden im Meer. Es herrschte mäßige Brandung und wir genossen den Aufenthalt im herrlich warmen Wasser.
Vorgestern, am 25. Februar, holten wir am Busbahnhof Informationen ein, wie wir unsere Rückreise nach Colombo organisieren konnten. Da das Flugzeug nach Chennai um 6:30 Uhr in Colombo startet und wir folglich spätestens um 3:30 Uhr am Flughafen sein wollten, schied der Nachtzug aus und wir entschieden uns für den letzten „Luxury Bus“, der Trincomalee am 27. Februar um 14:00 Uhr verlassen sollte. Später versuchte Diez, unsere südliche Nachbarbucht zu besuchen. Das Gelände ist jedoch militärisch genutzt und der Zutritt beschränkt. Am Abend badeten wir wieder bei gegenüber dem Vortag deutlich stärkerer Brandung. Obwohl an Schwimmen nicht zu denken war, genossen wir das 27 Grad warme Wasser. Am Strand kamen wir mit einem Tauchlehrer des Nachbarhotels ins Gespräch, der uns von einer vermissten Person aus der Nachbarbucht erzählte. Damit erklärte sich das Patrouillenboot des Militärs, das seit geraumer Zeit vor der Felsspitze südlich unserer Bucht kreuzte.
Gestern nutzten wir das schnelle Internet des Hotels zur Planung unserer kurz- und langfristigen Weiterreise. Das Wetter ist im Moment nicht beständig. Ab und zu gibt es heftige, meist kurze Regenschauer, die die sommerlichen Temperaturen aber kaum zu senken vermögen.
Die Hauptrichtung unserer Weiterreise ist Osten. Wir planen, zunächst mit dem Rad bis Kalkutta zu fahren. Falls wir uns entschließen sollten, Bangladesch, ein überbevölkertes, moslemisches, jedoch wie wir gelesen haben, sehr gastfreundliches und von Weltreisenden unterschätztes Land zu umgehen, bietet sich ein Flug nach Bangkok an. Von dort, so eine mögliche Option, könnten wir Myanmar, das frühere Burma, besuchen. Da das für dieses Land benötigte Visum nur einen Aufenthalt von 28 Tagen ermöglicht und nicht verlängert wird, haben wir vor, das für eine Radreise mit einer suboptimalen Infrastruktur ausgestattete Land – ähnlich wie jetzt Sri Lanka – mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bereisen. Nach der Rückkehr nach Bangkok könnte es mit den Rädern durch Laos, Vietnam und Kambodscha über Thailand, Malaysia und Indonesien Richtung Australien und Neuseeland gehen.
Bei der Planung sind vielfältige Rahmenbedingungen zu berücksichtigen: Wo können wann welche Visa beantragt werden? Welche Grenzübergänge können genutzt und welche Aufenthaltsdauern können beantragt werden? Wo lassen sie sich ggf. um welche Zeiträume verlängern? Ist es realistisch, das Land innerhalb der gewährten Aufenthaltsdauer mit dem Rad zu bereisen? Welche Sehenswürdigkeiten wollen wir auf jeden Fall besuchen? Ist die Dichte der Unterkünfte in dem Land hoch genug, um sie jeweils innerhalb einer Tagesetappe mit dem Rad erreichen zu können? Von welchen Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes für die Länder und Landesteile sind wir betroffen? Wann ist wo Regen- und Wirbelsturmzeit und wann sollte man welche Regionen aufgrund der Temperatur meiden?
Je nach Reisefortschritt ändern sich diese Rahmenbedingungen und das wird sicher noch zu einigen Umplanungen führen. Glücklicherweise werden wir dabei – zumindest in diesem Teil der Welt – nicht zu sehr durch unser finanzielles Budget eingeschränkt. Das unterscheidet uns von vielen sog. Travellern, an deren Flexibilität und Leidensfähigkeit höhere Anforderungen gestellt werden.
Für das Bad am Abend blieb noch Zeit. Die hohen Wellen veranlassten uns heute, in Ufernähe zu bleiben.
Um 14:00 Uhr fuhr heute unser Bus nach Colombo. Die Hotelleitung bestand freundlicherweise nicht auf dem ausgewiesenen Check-out Termin um 10:30 Uhr und so konnten wir in Ruhe Frühstücken, die wenigen Sachen packen und noch einmal Duschen, bevor wir zum etwa 20 Minuten entfernten Busbahnhof aufbrechen wollten. Um frühestmöglich Plätze reservieren zu können, war Diez bereits um 6:30 Uhr an der Verkaufsstelle der Bustickets, da man uns bei unserem ersten Versuch, den Bus zu reservieren, mitgeteilt hatte, die Tickets könnten erst am Tag der Abreise im 24 Stunden geöffneten Büro erworben werden. Was man uns verschwiegen hatte, war, dass erst der Bus mit dem Schaffner, der den Reservierungsplan verwaltet, eingetroffen sein muss, bevor die Plätze vergeben werden. Man vertröstete Diez, der Bus werde um 7:00 ankommen und dann würden auch die Tickets verkauft. Um Punkt 7:00 Uhr war Diez wieder im Verkaufsbüro. Was nicht da war, war der Bus. Diez überlegte sich bereits, wie er auf die nicht ganz unerwartete Situation reagieren sollte, als ein Mitarbeiter des Reservierungsbüros, der den Ernst der Lage wohl bemerkt hatte, gerade noch rechtzeitig erfreut vermeldete, der Bus sei soeben angekommen.
Lohn des frühen Aufstehens waren Plätze in der ersten Reihe, die uns einen guten Blick auf die schöne und abwechslungsreiche Landschaft ermöglichten. Von dem dem Busbahnhof gegenüberliegenden Markt brachte Diez noch einen großen Topf Büffeljoghurt mit, den wir letztmalig vor vielen Jahren ebenfalls in Sri Lanka genießen durften und nach dem wir in der Zwischenzeit immer wieder vergeblich gesucht hatten.
Das Wetter erleichterte uns den Abschied, denn im Stundentakt verdunkelte sich der Himmel und es regnete wolkenbruchartig. Trocken hätten wir den Busbahnhof sicher nicht erreicht, doch Motorrikschas sind überall verfügbar und wir erreichten trotz der offenen Bauweise, die üblicherweise die erwünschte Abkühlung durch den Fahrtwind garantiert, durch Abdeckplanen geschützt, trocken den Busbahnhof. Der Bus fuhr pünktlich. Über fast die Hälfte der Strecke fuhren wir im Regen. Das Land wurde immer hügeliger und grüner, Reis wird angebaut und es werden dort Wasserbüffel gehalten, was die zahlreichen Stände am Straßenrand erklärte, an denen Büffeljoghurt verkauft wird. Die dünne Besiedelung lässt der Natur und der Tierwelt noch natürlichen Lebensraum, sodass wir unterwegs einige Affen über die Straße hüpfen sahen und später sogar einen wilden Elefanten. Die Autos fahren in solchen Situationen entsprechend vorsichtig, denn der Elefant fürchtet sich vor nichts. Auch ein Pkw ist aus seiner Sicht keine Bedrohung, der er meint aus dem Weg gehen zu müssen.
Nahe dem Hügelkamm hörte der Regen auf. Noch einige Zeit begleitete uns ein prächtiger Regenbogen. Die letzten Kilometer der Fahrt zogen sich durch einige Baustellen und den mit der Annäherung an Colombo zunehmenden Verkehr in die Länge. Gegen 18:30 Uhr erreichten wir Colombo Fort. Der Bus zum Flughafen stand schon bereit. Wir hatten gerade noch Zeit, uns an einem Essensstand ein Abendessen einpacken zu lassen, um nicht auf das auf den vermeintlichen Geschmack internationaler Reisender nivellierte Essen in den Restaurants des Flughafens angewiesen zu sein: Frisch gebratener Reis mit Huhn, alles harmonisch gewürzt.
Der Bus fuhr mit sehr vielen Stopps für Fahrgäste, die oft nur kurze Teilstrecken mitfuhren, zum Flughafen, den wir gegen 20:30 Uhr erreichten. Bereits für den Einlass in die Abflughalle war die Zutrittserfordernis durch Vorzeigen des Tickets in Kombination mit dem Ausweises nachzuweisen. Da wir noch viel Zeit hatten, widmeten wir uns zunächst unserem Abendessen. Zwei nette Polizisten überließen uns ihren Tisch mit Stuhl zum Essen und eine Bierdose kam von einem englischsprachigen Paar. Sie hatten offensichtlich zu viel eingekauft, um vor der Gepäckkontrolle alles auszutrinken. Wir hatten ein nettes Gespräch mit ihnen und bemerkten amüsiert bei ihnen die gleichen Fehler, die auch wir zu Beginn unserer Reisen gemacht hatten: Viel zu viel Gepäck.
Nach dem Essen wollten wir zum Einchecken. Es war eine erneute Kontrolle zu passieren, wieder mit Vorlage von Pass und Ticket. Der Beamten wies uns zurück, da er nur Passagiere einließ, für deren Flug bereits die Schalter für den Check-in auf den Informationstafeln angezeigt wurden. Also verbrachten wir einen großen Teil der Nacht vor diesem Bereich.
Aufnahmedatum 24/02/2018
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Trincomalee hat einen der größten Naturhäfen Wo?Nach Rechtsklick
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Aufnahmedatum 27/02/2018