2017/07/28, Tag 788 (2a 1m 27d),
Teilstrecke: 84,1 km,
Gesamtstrecke: 12.672,4 km

Heute Morgen sollte es gleich weitergehen, denn das Iranvisum lässt uns wenig Zeit für Ruhetage. Das Freischalten der gestern Abend noch beantragten SIM-Card gelang auch heute Morgen nicht. Der Mann, der uns die SIM-Card verkaufen wollte, machte das im Iran nicht besonders schnelle Internet dafür verantwortlich.

Wir fuhren zunächst durch die beeindruckende Schlucht von Maku. Nach wenigen Kilometern verließen wir die Schlucht, in der auch das Hotel liegt und es öffnete sich eine weite Ebene, die, von einem Fluss durchzogen, wie in der Türkei landwirtschaftlich genutzt wird.

Die ersten gut 30 km waren leicht abschüssig und daher schnell durchfahren. Es schloss sich ein etwa ebenso langer Anstieg an, der durch ein breites Tal führte. Die Temperatur war relativ hoch und der Gegenwind machte es uns auch nicht einfacher. Die Wetterkarte hatte 38 Grad angekündigt und wir hatten wenig Zweifel daran, dass diese auch erreicht wurden – im Schatten. Eine kleine Teepause an einer Moschee machte uns wieder Mut zum Weiterfahren. Die vielen Grüße, das laute “Wecome to Iran”, einmal sogar aus einem Auto gerufen, das dazu auf der Gegenfahrbahn gehalten hatte und die unglaubliche Begeisterung der Menschen beeindruckten uns zutiefst.

An einer Raststätte, die entgegen der Ankündigung auf einem Hinweisschild kein Lokal bot und deren Markt geschlossen war, fragte uns eine Familie, die gerade getankt und mitbekommen hatte, dass wir hätten in den Markt gehen wollen, was uns fehle. Als wir ihnen sagten, dass wir unsere Wasserflaschen auffüllen wollten, schenkten diese uns drei Pfirsiche, zwei kleine Gurken sowie ihren gesamten Wasservorrat und entschuldigten sich vielmals, dass eine der Flaschen bereits angebrochen war. Dieses Verhalten scheint völlig selbstverständlich zu sein und das Angebotene abzulehnen oder dafür zu bezahlen, ist kaum möglich. Es passierte uns, dass ein vorbeifahrender Wagen uns aufforderte, die aus dem Fenster angebotene Wasserflasche anzunehmen und später hielt vor uns ein Auto und Diez hatte Mühe, die beiden Eis abzulehnen, die der Fahrer ihm entgegenhielt.

Dann trafen wir unterwegs noch unsere Hotelnachbarn vom gestrigen Abend, die uns auf ihrem Heimweg überholt hatten. Sie hatten bei ihren Kollegen trotz des islamischen Wochenendes hilfreiche Informationen bezüglich unserer Weiterreise von Bandar Abbas aus für uns recherchiert (wenn sie uns nicht erzählt hätten, dass sie im Bereich Luftfracht tätig sind, hätten wir sie sicher nicht um Hinweise gebeten). Sie freuten sich sehr, uns noch einmal zu sehen und es kam wieder zum Austausch von persönlichen Daten verbunden mit der Bitte, wir mögen uns melden, falls wir ihren Heimatort besuchen würden. Man bleibt bei einer solchen Fülle von Freundlichkeit und Entgegenkommen völlig überfordert zurück. In Deutschland würde man sofort misstrauisch werden.

Es war nicht sicher, ob die Unterkunft in unserem Zielort (noch) existiert. Eine Alternative konnten die POI des Navigationsprogramms nicht aufzeigen, da das Land, ähnlich wie auf der türkischen Seite, dünn besiedelt ist und dies nach 80 km der erste Ort ist, an dem ein Hotel aufgeführt ist. An Ortseingang erkundigten wir uns bei Personen vor einem Geschäft, ob das Hotel existiere oder ob man vielleicht sogar unter wenigstens zwei Hotels wählen könne. Letzteres war nicht der Fall, jedoch sagte man uns, dass das Hotel geöffnet sei. Im Ort fragten wir erneut Personen am Straßenrand. Das hatte ein Autofahrer mitgekommen und wir hätten uns angesichts der inzwischen bereits mehrfach erfahrenen iranischen Hilfsbereitschaft nicht wundern müssen, dass er nicht davon abzubringen war, uns zum Hotel zu lotsen, indem er vor uns herfuhr. Der Besitzer des Gästehauses forderte den – gemessen am Preis für das Zimmer der vorangegangenen Nacht im drei-Sterne-Hotel – stolzen Preis im Gegenwert von 22 €. Vielleicht hatte er später deswegen ein schlechtes Gewissen, denn er brachte uns unaufgefordert zwei Abendessen.

Diez machte sich auf den Weg ins Stadtzentrum, um sich eine SIM-Card zu kaufen und freischalten zu lassen. Dagmar ahnte bereits, dass dies länger dauern würde. Der Verkäufer im ersten Laden mit Mobiltelefonen sprach kein Englisch. Sofort waren zwei Iraner zur Stelle, die mit Hilfe des Übersetzungsdienstes von Google herausbekamen, dass es in diesem Shop keine SIM-Karten zu kaufen gibt. Doch damit lässt es ein Iraner nicht bewenden. Sofort wurde Diez in das Auto eines der beiden Helfer komplimentiert und zu einem Geschäft gefahren, das auch Karten verkauft. Dort wartete der Mann und als alles geregelt schien, fuhr er Diez wieder zurück. Mit etwas weniger Widerstand von Diez‘ Seite hätte er ihn auch noch zum Hotel gebracht.

Als die halbe Stunde verstrichen war, die die Aktivierung hätte dauern sollen, wandte sich Diez an die Großfamilie, die inzwischen ebenfalls ins Hotel eingezogen war. Man klärte ihn auf, dass das erworbene Prepaid-Guthaben zu gering sei und man lud einen entsprechend hohen Betrag vom Konto eines Familienmitglieds auf den zur neuen SIM-Card gehörenden Account. Dass man es zunächst ablehnte, Geld dafür anzunehmen, verwunderte nach den bisherigen Erfahrungen nicht mehr. Viele Diskussionen und Anrufe bei der Hotline des Providers ergaben gegen Mitternacht schließlich, dass die Freischaltung erst 24 Stunden nach der Registrierung erfolgen würde. Jetzt heißt es warten.

Aufnahmedatum 28/07/2017

Die Kleiderordnungen für Mann und Frau unterscheiden sich

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Auch im Iran gibt es weite Ebenen

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… und viel Gegend

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Unterkünfte

25.07.2017 21:22
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27.07.2017 23:19
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