2016/09/03, Tag 460 (1a 3m 2d),Teilstrecke: 57,6 km,Gesamtstrecke: 8.982,7 km

Die letzten Tage schonte sich Dagmar und blieb im Hotelzimmer. Endlich war Zeit, sich durch die Lektüre der letzten Ausgaben der FAZ wieder auf Stand zu bringen. Wie nicht anders zu erwarten, gibt die Politik wie in der Vergangenheit ausreichend Anlass zum Kopfschütteln.

Nicht viel Erfreuliches von der Politik, dafür machte die Genesung von Dagmar so gute Fortschritte, dass wir es heute wagten, weiterzufahren. Wir wollten versuchen, bis Benevento zu gelangen, da dort wieder Hotels zu finden sind. Etwas Sorge bereitete uns, dass bis dahin einige Höhenmeter zu bewältigen waren. Offenbar waren diese Sorgen unbegründet, denn nach einiger Zeit ließ selbst das Hinken nach. Die Bereitschaft, weiterzufahren war da, was fehlte, war die Information, wo wir unsere heutige Etappe beenden konnten. Das Navigationsprogramm gab dazu keine befriedigende Auskunft und das nächste von ihm angezeigte Hotel lag viel zu weit entfernt. Ein Kunde eines Fahrradgeschäfts, in dem wir uns nach Unterkünften entlang unserer Strecke erkundigten, sprach so viel Englisch, dass wir von Bed and Breakfast Unterkünften in Paduli und dem weiter entfernten Buonalbergo erfuhren. Bis Benevento folgten wir der von uns seit Neapel befahrenen Via Appia (SS7), um dann auf die Via Appia Traiana weiterzufahren. Auch in Paduli fühlte sich Dagmar noch so fit, dass wir auch hier unsere heutige Etappe nicht beendeten. Außerdem waren hinter Paduli zwei Anstiege auf etwa 600 m zu bewältigen, von denen wir den ersten möglichst noch hinter uns bringen wollten, um es während der Folgeetappe leichter zu haben. Buonalbergo war daher der richtige Ort zum Übernachten. Eine eindeutige Adresse der Unterkunft hatte man uns in dem Fahrradgeschäft nicht gesagt, daher machte sich Diez zu Fuß auf die Suche nach Informanten und Dagmar wartete bei den Rädern an der Hauptstraße. Diez folgte auf der Suche nach Auskunftsfähigen dem Schild „Carabinieri“, musste jedoch feststellen, dass die Dienststelle wegen Mittagspause geschlossen war. Zwei Männer im benachbarten Café behaupteten zwar, kein Englisch zu sprechen, der eine wollte dennoch wissen, was ich suche. Als Diez ihm verständlich gemacht hatte, dass wir eine Unterkunft suchten, zögerte er nicht lange und komplimentierte Diez in seinen Wagen, fuhr mit ihm zu einem nicht als solche zu erkennenden Pilgerunterkunft. Dort öffnete jedoch niemand und deshalb ging es weiter zum Bruder der Vermieterin, der seine Schwester anrief und sie zur Unterkunft bat. Diez wurde dann zur Stelle gefahren, an der Dagmar wartete. Schließlich eskortierte uns der freundliche Führer noch zur Unterkunft, an der unsere Vermieterin bereits wartete. Wir vereinbarten noch schnell, dass uns die Vermieterin mit Abendessen versorgen sollte und dann gehörte das kleine, voll eingerichtete Haus uns. Sie wollte nicht einmal einen Ausweis sehen, unsere Vornamen reichten ihr. Wir genossen die Dusche und Diez erkundete noch den schön gelegenen Ort, der eine Aussicht weit ins Land erlaubt. Was auffiel, war, dass ein großer Teil der Häuser verlassen ist und sogar ganze Straßenzüge wegen Baufälligkeit gesperrt sind.

Gegen 8 Uhr kam dann die Vermieterin mit ihrem Mann und servierte uns ein wohlschmeckendes Menü: Die Tomaten der Buscetta und für die Spaghetti Sauce waren aus dem eigenen Garten, ebenso wie die aromatischen Feigen, die wir mit diesem Reifegrad in Deutschland noch nicht gegessen haben. Dass der Schinken auch aus eigener Produktion stammte, müsste wohl nicht erwähnt werden. Der Wein war ein Produkt des Vaters der Vermieterin und den Kuchen hatte sie natürlich selbst gebacken. Leider sprechen unsere Gastgeber kein bzw. nur sehr wenig Englisch, sonst hätten wir von ihnen sicher noch sehr viel mehr Interessantes erfahren.

Aufnahmedatum 03/09/2016