Der Platz gefiel uns so gut, dass wir angesichts der Hitze beschlossen, noch nicht weiterzufahren, sondern die Erfrischung des Pools zu genießen. Am 30. August buchten wir anlässlich des 85. Geburtstags von Dagmars Mutter einen Flug von Toulouse nach Hamburg für Dagmar (Diez kann leider, da er für die ersten sechs Monate seiner Auslandkrankenversicherung keinen Schutz in Deutschland hat, nicht mitfliegen). Der Hinflug wird erst am 7. September erfolgen und Toulouse ist keine 50 km mehr entfernt, so dass wir keine Eile haben, diesen Campingplatz schnell zu verlassen.
Gestern bestellten wir die Sachen, die Dagmar von ihrem Deutschlandbesuch mitbringen soll, da wir diese hier nicht gefunden haben (Fahrradsattel, aufblasbare Kopfkissen, leichte Stühle mit Rückenlehnen, die die auf Dauer unbequemen Hocker ersetzen sollen,
). Gegen Mittag hängte der Platzwart großformatige gelbe Zettel auf und riet uns, diese zu lesen. Es waren keine der üblichen Informationen über Veranstaltungen oder Einkaufsmöglichkeiten, sondern eine offizielle Information der Préfecture. Darin wurde für den Nachmittag und die Nacht die Alarm ausgerufen und auf die Warnung des Wetterdienstes hingewiesen, der schweren Sturm und Gewitter mit Starkregen vorhersagte. Bis gegen 19:00 Uhr war davon wenig zu merken. Dann allerdings wurde es binnen weniger Minuten dunkel und der Gewittersturm brach los. Wir hatten nach den Erfahrungen in La Rochelle bereits fast alle Sachen wasserdicht in unseren Fahrradtaschen verstaut und unser Zelt bestmöglich für den erwarteten Sturm präpariert. Obwohl bei unserer Ankunft noch nichts von dieser Wettersituation zu ahne war, hatten wir bei der Wahl unseres Zeltplatzes darauf geachtet, dass dieser nicht leicht überflutet werden konnte und durch die umstehenden Bäume einen gewissen Schutz gegen den Wind bot.
Hatten wir uns noch am Vortag über einen Maulwurf lustig gemacht, der auf dem Areal unsere Zeltnachbarn wütete, so traf es jetzt uns. Er hatte u. a. drei große Maulwurfshügel unter unserem Zeltboden aufgeworfen, die den potentiellen Wasserabfluss behinderten und den sauberen Grasboden in eine Lehmlandschaft verwandelten.
Das prophezeite Unwetter traf uns mit voller Härte. Der Sturm war so stark, dass wir uns nur noch in großer Lautstärke verständigen konnten. Der Starkregen ließ innerhalb kürzester Zeit einen kleinen See unmittelbar vor unserem Zelt mit einer Länge von etwa 50 m entstehen. An Kochen war nicht zu denken und wir aßen die Reste des Frühstücks im Innenzelt. Auf einem Wasserbett muss es sich ähnlich anfühlen: Die Wanne des Innenzeltes schwamm auf dem Wasser einer lokalen Kuhle. Nach etwa einer Stunde flaute das Gewitter ab und wir schliefen schließlich ein. Etwa zu dieser Zeit kam es zu einem Stromausfall, der jetzt (22 Stunden später) noch anhält und dessen Ende noch nicht abzusehen ist. Die Nacht wurde durch heftige Regenschauer unterbrochen, die uns jedoch keine Probleme bereiteten. Mit den schlimmsten Befürchtungen hinsichtlich Nässe und Schmutz standen wir schließlich auf. Der engagierte Platzwart, der sich bereits während des Gewitters nach unserem Befinden erkundigt hatte, stimmt sofort zu, als wir darum baten, bis zur Behebung der Unwetterfolgen ins Waschhaus bzw. dessen Küche umzuziehen zu dürfen. Das Wetter spielte mit, so dass wir den Zeltboden einfach reinigen und wie das Innenzelt schnell trocknen konnten. Seit dem frühen Morgen sind Motorsägen zu hören, mit denen die umgestürzten Bäume beseitigt werden. Jetzt sitzen wir in der uns exklusiv zur Verfügung stehenden Küche (offensichtlich waren keine weiteren Zelter so mutig oder töricht, die letzte Nacht hier im Freien zu verbringen) und warten darauf, dass der Boden soweit abtrocknet, dass wir mit unserem Zelt auf einem nicht von einem Maulwurf verwüsteten Platz umziehen können. Alternativ werden wir unsere Luftmatratzen hier in der Küche ausbreiten.
Aufnahmedatum 01/09/2015