Unsere voraussichtlich letzte Busreise im Iran endete gegen 7:00 Uhr in Bandar Abbas. Die Klimaanlage funktionierte gut und wir kamen zu unerwartet viel Schlaf.
Wir wussten, dass uns hier im Süden auf Meereshöhe höhere Temperaturen erwarten würden. Dass es jedoch bereits morgens um 7:00 Uhr schon über 30 Grad mit über 60 % Luftfeuchtigkeit sein würden, hatten wir nicht erwartet. Bereits das Packen der Räder war schweißtreibend. Nach den ca. 7 km bis zum Hotel war unsere gesamte Kleidung nass. Im Gegensatz zum Landesinneren trocknet sie wegen der hohen Luftfeuchtigkeit hier nicht während der Fahrt. Die Fahrt führte uns parallel zur Küste und wir sahen nach drei Monaten erstmals wieder das Meer – nur der erfrischende Effekt eines kühlen Windes stellte sich nicht ein. Im Gegenteil, uns wehte ein sehr warmer und feuchter Wind entgegen. Selten haben wir uns so auf eine Dusche gefreut. Im Hotel genießen wir bei Mittagstemperaturen um die 40 Grad die Klimatisierung, ohne die man hier anscheinend nicht leben kann. Diez stellte die These auf, es sein in Bandar Abbas im Freien nur aufgrund der Abwärme der unzähligen Klimaanlagen so heiß – ein sich selbst verstärkender Effekt.
Wir beschlossen, uns umgehend um die Verlängerung der Iran-Visa zu kümmern, da wir die Pässe im indischen Konsulat mit den Visaanträgen für Indien abgeben müssen. Damit ist die Reihenfolge der Aktivitäten vorgegeben. Mit dem Taxi fuhren wir zum zuständigen “Alien Affairs Office”. Die Bezeichnung ließ uns erahnen, wie sich Alf auf der Erde fühlen muss. Dort bekamen wir einen kleinen Einblick in die komplexe Behördenwelt eines Landes wie dem Iran. Wie immer waren die Beamten sehr nett und hilfsbereit und wir wurden als europäische Aliens sehr schnell und zuvorkommend behandelt. Zunächst verstand man nicht, warum wir bereits einige Tage vor Ablauf des Visums eine Verlängerung haben wollten, wir sollten kurz vor Ablauf wiederkommen. Diez erklärte dem einzigen Beamten, der ein wenig Englisch spricht, mehrere Male und mit großer Geduld den unserer Ansicht nach durchaus nachvollziehbaren Grund, weswegen wir die Visa jetzt verlängern wollen. Nachdem es Diez endlich gelungen war, den Beamten zu überzeugen, sollte der Prozess mit der Einzahlung der Gebühren beginnen. Dazu ist eine Bareinzahlung bei einer definierten Bankfiliale erforderlich. Der Einzahlungsbeleg dient als Nachweis der Zahlung. Diese Filiale ist natürlich nicht in der Nähe, sondern man nannte Diez eine Entfernung von etwa einem Kilometer. Nach etwa zwei Kilometern Fußmarsch wurde Diez stutzig und er bekam schließlich in einem Geschäft die Auskunft, dass die Bank noch mindestens drei weitere Kilometer entfernt sei. Zu weit, um zur Behörde noch vor Dienstende zurückzukehren. Er nahm also das Taxi.
Auch diese Bank hat ein System, bei dem beim Zutritt Zettel mit Nummern ausgegeben werden, durch die eine gerechte Bearbeitungsreihenfolge sichergestellt werden soll. Bereits nach kurzer Zeit bemerkte Diez, dass von den zehn vorhandenen Schaltern zwar sieben besetzt waren, sich davon jedoch nur zwei an der Abarbeitung der Kunden, die Nummern gezogen hatten, beteiligten. Entsprechend lange hätte es gedauert, bis Diez an die Reihe gekommen wäre. Also tat er es der Mehrzahl der neu eintretenden Kunden gleich und stellte sich ohne auf die Reihenfolge zu achten, an einen der Schalter. Vielleicht lag es am Ausländerbonus, dass er auch diesmal bevorzugt behandelt wurde. Er legte dem Bankmitarbeiter den von der Ausländerbehörde ausgestellten Zettel mit den erforderliche Informationen vor und der half bereitwillig, das in Persisch verfasste Formular auszufüllen. Nach Einzahlung des geforderten Betrags erhielt er den für die Anträge erforderlichen Beleg – wie er meinte. Zurück in der Behörde erfuhren wir, dass man, obwohl man wusste, dass wir zwei Verlängerungen beantragen wollten, kommentarlos nur den Betrag für einen einzigen Antrag auf den Diez für die Bank mitgegebenen Zettel geschrieben hatte. Diesmal wusste Diez bereits, wie man zur Bank kommt und wie man dort schnell bedient wird. So kam er noch rechtzeitig zurück zur Behörde.
Dagmar wartete in der Zwischenzeit im Vorraum der Büros, zusammen mit ca. 30 Männern aus vermutlich arabischen Ländern, die irgendein behördliches Anliegen hatten. Das fühlt sich vollkommen anders an als bei uns, denn die Männer versuchen, jede Berührung und jeden Blickkontakt zu vermeiden. Im Grunde ist man als Frau gar nicht da. Als Diez den zweiten Einzahlungsbeleg vorlegte, teilte man uns mit, das wir die Pässe in drei Tagen abholen könnten, heute wäre es zu spät und man habe viel zu tun. Nachdem wir im Internet gelesen hatten, dass die erste Visumsverlängerung an anderen Orten sich in nur einer Stunde erledigen lässt, war dies eine herbe Enttäuschung. Es half auch der Hinweis auf den Zeitverlust nicht, den wir dadurch bezüglich der Indienvisa erleiden. Man kam uns schließlich um einen Tag entgegen und so sollen wir am Dienstag wiederkommen, dann wären die Verlängerungen fertig.
Wir haben von 10:00 Uhr bis 14:30 Uhr auf dem Amt verbracht. Wie gut, dass wir nicht der Empfehlung gefolgt sind, erst am letzten Gültigkeitstag der Visa deren Verlängerung zu beantragen. Zurück im Hotel suchten wir nach Informationen, wie die Visa für Indien zu beantragen sind. Wir fanden die Seite der indischen Regierung, über die ein Antragsformular auszufüllen ist, das nach dem Ausdrucken unterschrieben mit weiteren Dokumenten bei einer indischen Vertretung im Land der Antragstellung einzureichen ist. So können wir die Zeit, während sich die Reisepässe noch bei der Behörde zur Verlängerung befinden, wenigstens nutzen, um die Antragsformulare auszufüllen.
Einen Spaziergang an der Uferpromenade des Golfs von Hormus dehnten wir wegen der großen Hitze nicht aus und freuten uns nach einem kleinen Abendessen wieder auf unser klimatisiertes Hotel.
Aufnahmedatum 20/08/2017
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