Wir hatten uns angesichts des starken Windes aus Nordost umentschlossen und warteten in Biga auf bessere Bedingungen. Dennoch aufs Geratewohl loszufahren, erschien uns zu riskant, zumal es zwischen Biga und Bandırma nach den uns zugänglichen Informationen keine Unterkünfte gibt, wo man die Fahrt hätte unterbrechen können, falls der Wind uns zu sehr behindert hätte. Biga ist eine kleine, schöne Stadt abseits der Touristenrouten. Hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein: Wie selbstverständlich werden hier Fahrräder nicht angeschlossen, wenn ihre Besitzer zum Einkauf kurz in einem Laden verschwinden und Wirte vertrauen darauf, dass die Gäste zahlen, auch wenn diese unbemerkt gehen könnten.
Da für heute nur noch Gegenwind in einer Stärke angesagt war, die uns hoffen ließ, die Weiterfahrt nicht mehr zur Qual werden zu lassen, wagten wir den Aufbruch. Wieder ging es durch eine schöne, sanft hügelige Landschaft. Unterwegs sahen wir eine Gruppe von etwa 100 in einer Thermik kreisenden Störchen und endlich einmal eine Schlange, die sich fotografieren ließ. Die, denen wir vorher begegnet waren, waren deutlich größer und damit auch schneller. Gesehen hatten wir sie meist, wenn sie sich bewegten und dann war es für ein Foto zu spät.
Davon, Istanbul mit den Fahrrädern auf dem Landweg zu erreichen, hatten uns alle bisherigen Gesprächspartner in der Türkei, denen wir von unserem Plan berichtet hatten, diese Stadt zu besuchen, als zu gefährlich abgeraten. Da wir auch keine Sehenswürdigkeiten auf der Strecke erwarteten, wählten wir die bequeme und schnelle Fähre. Die Reederei, die die Linie zwischen Bandırma und Istanbul betreibt, veröffentlicht die Abfahrtszeiten im Internet. Daher wussten wir, dass, wenn wieder so viele Steigungen zu bewältigen gewesen wären wie auf den meisten vorangegangenen Etappen, wir die Nachmittagsfähre nicht erreicht hätten. Auf eine zusätzliche Übernachtung in Bandırma hatten wir uns bereits eingestellt als wir feststellten, dass wir gut in der Zeit lagen und ein Erreichen der Fähre möglich erschien. Unsere Fahrt beschleunigte das daher gegen Ende. Mit einem ausreichenden Zeitpuffer erreichten wir schließlich den Hafen. Spannend blieb wie immer die Frage, ob wir mit unseren breiten und schweren Rädern auf die Fähre kommen würden und ob sich für sie ein geeigneter Platz finden ließe. Die Aussage im Internetauftritt der Gesellschaft, dass jeweils nur drei Fahrräder mitgenommen werden können, ließ diese Sorge nicht ganz unbegründet erscheinen. Auch diese Hürde bewältigten wir und unsere Räder wurden außerhalb der Kabine am Heck zwischen dem Gepäck der anderen Passagiere abgestellt. Die Fähre war nur zu knapp einem Drittel gefüllt. Bei einer Vollauslastung wäre es knapp für die Fahrräder geworden. Um die Sicherheit des Gepäcks mussten wir uns wenig Sorgen machen, denn die Kabine blieb während der Fahrt verschlossen, so dass während dieser Zeit kein Passagier zu unseren Fahrrädern hätte gelangen können. Möglicherweise ist damit nicht nur der Schutz des Gepäcks beabsichtigt, sondern auch der der Passagiere, denn die Geschwindigkeit dieses als Schnellfähre bezeichneten Schiffs ist beeindruckend.
In Istanbul haben wir nach einer kurzen Fahrt vom Hafen, während der wir verstanden hatten, weswegen man uns vorm Radfahren in dieser Stadt gewarnt hatte, ein günstiges Hotel gefunden, das keine 700 m von der Blauen Moschee entfernt liegt.
Aufnahmedatum 20/05/2017
Nach mehreren Schlangen, die zu schnell für Fotos waren, hier wenistens eine kleine Ringelnatter
Auf dieser Personenfähre können auch Fahrräder befördert werden Wo?Nach Rechtsklick
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Die Schnellfähre, die für die 110 km nur 2:15 benötigte Wo?Nach Rechtsklick
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Soeben sind wir wieder in Europa angekommen Wo?Nach Rechtsklick
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